Schwere Zeiten für Regionalmedien
Eigentlich wollte ich hier ein paar Anekdoten zum 40-Jahr-Jubiläum des Regionaljournals erzählen, als Ergänzung zum Rückblick von Redaktionsleiter Maurice Velati. Aber dann kam ganz unerwartet die Nachricht, dass der Oltner «Stadtanzeiger» auf Ende Februar eingestellt wird, und das bewegt mich zu sehr, als dass ich dazu schweigen könnte.
Mit dem Stadtanzeiger habe ich lesen gelernt. Der Stadtanzeiger war meine Informationsquelle, als in der Stadtredaktion beim Oltner Tagblatt etwas viele unmotivierte Faulpelze sassen und nur Alex Capus in seiner Kolumne «Der König von Olten» laufend schrieb, was in der Stadt Spannendes lief. Und noch heute finde ich im Stadtanzeiger nicht nur die Traktandenliste des Stadtparlaments und die Baupublikationen, sondern auch die Ankündigung der Versteigerungen von gepfändeten Utensilien und Grundstücken.
Dass CH Media, also eigentlich die Verlegerfamilie Wanner, mit einem Wimpernschlag diese Wochenzeitung wegputzt, weil sie nicht genügend abwirft, ist Abbild der Mediensituation, die wahrlich alles andere als rosig ist. Und die Einstellung des Stadtanzeigers ist nur ein kleiner Teil des Rundumschlags bei CH Media, der unsere Region sehr stark trifft.
Bei Radio 32 und Radio Argovia werden künftig noch je ein Redaktor oder eine Redaktorin täglich im Einsatz stehen. Die Nachrichten dieser Privatradios haben mit der Region kaum mehr etwas zu tun; gesendet wird ein Einheitsbrei aus Luzern und Zürich, der an über ein Dutzend Privatradios geliefert wird.
Noch letzte Woche verkündete der Solothurner Regierungsrat blauäugig: «Trotz allem verfügt der Kanton Solothurn aktuell nach wie vor über ein vielfältiges Medienangebot, mit regionalen Fernseh- und Radioprogrammen, Tages- und Wochenzeitungen, Onlineportalen und dem Angebot von Radio SRF, insbesondere mit dem Regionaljournal Aargau-Solothurn.» Diese Aussage muss nach den Entscheiden von CH Media klar in Frage gestellt werden. Dazu kommt, dass die Solothurner Regierung die vom Bundesrat geplante Kürzung der Haushaltabgabe unterstützt, obwohl sie betont, wie wichtig Radio und Fernsehen für die unabhängige Meinungsbildung sind. Zudem will auch die Solothurner Regierung Kürzungen nur bei der SRG, sie fügt nämlich an: «Eine Reduktion der Haushaltabgabe für konzessionierte private Radio- und Fernsehstationen wäre kontraproduktiv, denn auch sie sind in den Regionen der Schweiz wichtig für das mediale Grundangebot». Das irritiert erst recht, gibt es doch im Kanton Solothurn gar keine konzessionierte private Radiostation.
Wie die meisten Kantone betont aber auch Solothurn die Bedeutung der Informationen von Radio SRF: «Insbesondere starke Regionaljournale sind wichtig, für die Information der Bevölkerung, für fundiert recherchierte Fakten und Geschichten, zur Meinungsbildung. Der Regierungsrat schätzt die journalistische Arbeit von SRF insbesondere in der Region und erachtet diese als unabdingbar für die unabhängige Meinungsbildung und Information der Bevölkerung.» Da könnte man sich allerdings eine kritischere Haltung zu den bundesrätlichen Abbauplänen vorstellen.