Vorname, Name Stephan Richter Alter 53 Wohnort Muri / AG Beruf/Haupttätigkeit Wirtschaftsinformatiker, Jurist, Journalist, Bäcker, Musiker und Fotograf Mitglied SRG AG SO seit 2020
11 Fragen an Stephan Richter
1. Warum sind Sie der SRG Aargau Solothurn beigetreten?
Ich war sehr angetan, als ich mitbekam, dass die SRG ein Verein ist als Trägerin des Schweizer Radios und Fernsehens. Somit hat man eine Mitbestimmungsmöglichkeit, was ich als Zoon politikon (politisches/soziales Lebewesen) sehr wichtig finde. Wegen der vielen Fake-News, die im Internet und in den Chats verbreitet werden, ist es mir wichtig, dass sauber recherchierte Nachrichten- und Informationssendungen sowohl im Radio als auch im Fernsehen Verbreitung finden. Das 2-Quellen-Prinzip finde ich essenziell für einen guten Journalismus und bin mir bewusst, dass das Geld kostet.
2. Was ist Ihr Lieblingsprogramm, Ihre Lieblingssendung von Radio oder Fernsehen SRF?
Mein Lieblingssender ist ganz klar SRF2 Kultur. Für lokale und regionale Sendungen schalte ich auf SRF1, um das „Regionaljournal“ zu hören. Neben dem Regionaljournal der Region Aargau Solothurn höre ich aber auch in andere Regionaljournale, in denen ich mich gerade befinde, wenn ich beruflich unterwegs bin. Eine meiner Lieblingsinformationssendungen ist „Echo der Zeit“, die Tagesschau gehört zu meinem täglichen Brot.
Ganz wichtig sind mir bei SRF2 Kultur aber auch Musiksendungen, wie „Diskothek im Zwei“. Leider ist die Sendung „Fiori Musicali“ dem Sparzwang zum Opfer gefallen. Das war eine der Sendungen, in denen wöchentlich musikalisch hochwertige Aufnahmen von Konzerten im Bereich Alte Musik aus der Schweiz produziert, gesendet und als Podcast bereitgestellt wurde. Ausser vielleicht „CH-Musik“ oder „Sacral/Vokal“ gibt es beim SRF nichts Vergleichbares mehr.
3. Gibt es bei anderen Anbietern noch etwas, das Sie lieber sehen oder hören?
Ich bezeichne mich als musikalisches „Trüffelschwein“ und recherchiere gerne in den Programmlisten internationaler Sender, besonders im Bereich Klassik und alter Musik, in denen interessante Aufnahmen gesendet und neue CDs besprochen werden. Diese Sendungen nehme ich zum Teil gerne als Reminder auf, um die CDs zu kaufen oder besser noch, die Musiker persönlich in Konzerten kennenzulernen und von ihnen die entsprechenden CDs signieren zu lassen.
Im Deutschen Fernsehen schaue ich gerne Nachrichten- und Informationssendungen, um mich über meine alte Heimat oder auch aus einem anderen politischen Fokus zu informieren.
4. Wie haben sich Ihre Mediengewohnheiten in den letzten Jahren verändert?
Schon von klein auf bin ich mit dem Medium Radio aufgewachsen. Dieses Medium war als Lehrerkind viel präsenter als das Fernsehen. Radio höre ich sehr gerne, weil man schnell und kurzfristig aktuelle Informationen bekommt. Gerne höre ich auch bei anderen Sendern hinein, um immer wieder Infos über angehende und aktuelle Künstler, aber auch kulturelle Veranstaltungen zu bekommen.
Heute downloade ich mir sehr gerne Podcasts, um diese in meiner Freizeit zu hören.
Das Lesen von auch internationalen Zeitungen und Magazinen ist mir wichtig, damit ich über Polit- und Gesellschaftsthemen ein umfassendes Bild bekomme.
5. Haben Sie sich jemals bei SRF oder beim Ombudsmann beschwert? Wenn ja: Waren Sie mit der Antwort zufrieden?
Nein, hier habe ich mich noch nicht beschwert.
6. Freuen Sie sich auf die weitere Entwicklung in der Medienwelt oder haben Sie eher Bedenken? Weshalb?
Als Informatiker und ambitionierter Hobby-Musiker leben zwei Seelen in meiner Brust. Einmal schlägt das digitale Herz, das es mir ermöglicht, mir schnell Informationen und Podcasts aus dem Internet zu holen, die jederzeit auch bei verpassten Sendungen zur Verfügung stehen. Das ist die positive Seite.
Ich sehe jedoch auch die andere Seite, dass die öffentlich-rechtliche Medienwelt und Printmedien dem Sparzwang unterworfen sind und daher das Programm immer mehr ausgedünnt wird. Wenn man beobachtet, wie in Polen, Tschechien und vielen Ländern diese Medien politisch in ihrer Arbeit behindert werden, stimmt es mich in der Schweiz sehr traurig, dass wir es uns in unserem reichen Land, das für Pluralität und Meinungsfreiheit steht, erlauben, uns diese Medienvielfalt immer weiter kleinzusparen.
7. Wie möchten Sie selbst auf diese Entwicklung einwirken und was möchten Sie damit erreichen?
Gerne möchte ich mich verstärkt auch bei der SRG engagieren, um auf das Programm Einfluss zu nehmen. Dabei geht es mir nicht um einen konservierenden Ansatz, sondern eher darum, die klassischen Medien mit den modernen digitalen Medien zu versöhnen. Das soll Basis für ein wieder vielfältigeres Programm werden.
8. Können Sie uns ein Buch, einen Film, ein Musikstück empfehlen?
Gerade habe ich das Buch von Peter Wohlleben gelesen „Der lange Atem der Bäume“ – ein sehr nachdenkenswertes Buch, das ein Standardwerk für den Umweltschutz werden dürfte.
Als Musikstück empfehle ich das Schlussduett „Pur ti miro“ mit Nuria Rial und Philippe Jaroussky aus der Monteverdi Oper L’incoronatione di Poppea. Es dürfte kaum ein schöneres Liebesduett geben, das inniger ist und bei dem sich die Stimmen so wunderbar ineinander verschlingen, gerade mit diesen beiden Protagonisten und dem Ensemble L’Arpeggiata.
9. Was fehlt Ihnen zum Glück?
Mehr Zeit für Musse, zum Lesen, Musizieren und Reisen.
10. Wie viel Heimat brauchen Sie?
Heimat ist mir wichtig. Das muss nicht nur die ursprüngliche Heimat sein, bei mir ist die Schweiz durch meine Migration von Deutschland seit 15 Jahren eine zweite Heimat geworden.
Heimat ist für mich nicht nur ein lokal bezogener Begriff der Region, von der man stammt. Heimat bedeutet für mich Geborgenheit, Lebensmittelpunkt (auch auf Zeit), intellektuelle Ansprache, Familie, Freunde, Kultur, Bildung, Sicherheit. Von all dem darf ich in meinem Wohnort Muri und in der Schweiz profitieren.
Heimat ist essentiell, damit man Kraft schöpfen, kreativ werden und sich wohlfühlen kann. Es erwächst daraus Zufriedenheit, Anerkennung, Miteinander, was ohne den Heimatbegriff nur schwer möglich wäre.
11. Möchten Sie unsterblich sein?
Nein. Es wäre doch sehr ungerecht, unsterblich zu sein. Wohl aber würde mich sehr interessieren, mit Gesprächspartnern aus verschiedenen Epochen in Diskussion zu treten.