Glaubwürdigkeit schafft Vertrauen: Zur Wahl von Susanne Wille als neue SRG-Generaldirektorin

Am Samstagmorgen wählte der Verwaltungsrat der SRG SSR Susanne Wille zur neuen Generaldirektorin der SRG SSR (hier die offizielle Meldung). Anschliessend genehmigten die Delegierten, worunter mit Meret Jäggi, Markus Schenk und mir auch drei Vertreter:innen der SRG AG SO waren, die Wahl, womit Susanne Wille ihr neues Amt am 1. November dieses Jahres antreten kann.

Dass die künftige SRG-Generaldirektorin – geboren in Villmergen und heute in Boniswil wohnhaft – aus dem Wirkungsgebiet «unserer» SRG Aargau Solothurn stammt, darauf bilden wir uns nichts ein. Auch dass die Verbindung unserer beiden Kantone in ihrem familiären Kontext – mit dem Solothurner Franz Fischlin als Ehemann – quasi inhärent gegeben ist, ist nichts mehr als eine unterhaltsame Feststellung und vermag uns wohl keine Art von Sonderrecht zu geben. Freuen tut uns beides aber natürlich trotzdem ein bisschen und an dieser Stelle nochmals: Herzlichste Gratulation zur Wahl!

Die SRG AG SO konnte Susanne Wille in den vergangenen Jahren immer wieder bei sich begrüssen, ihre Vertreter:innen sie kennen lernen. An Generalversammlungen, in vielen Veranstaltungen der SRG oder im Publikumsrat der SRG D... Ein Beispiel sei hier geschildert: Im ersten Versuch von «Hallo SRF!», das Studio im Leutschenbach zu verlassen, war die versierte Journalistin 2016 mit anderen Mitstreitern (ja, nur Männer) von SRF zu Besuch im Stadtmuseum Aarau (hier gibt’s den damaligen Blog-Beitrag). Dort stand sie rund 70 Anwesenden, darunter viele Junge, überzeugt und überzeugend Red und Antwort: Was ist guter Journalismus? Welche Aufgabe haben SRF und die SRG innerhalb der Schweizer Medien und Medien ganz generell in einer Demokratie? Sie hat in diesen Begegnungen nicht immer nur ihre Haltung vermittelt, sondern Kritik ernstgenommen, aufgenommen und in die Redaktion mitgenommen.

Als Susanne Wille – neben vielen anderen Auszeichnungen – 2018 zum wiederholten Mal zur Politik-Journalistin des Jahres gewählt wurde (hier), attestierte ihr die Jury «jahrelange Qualität auf hohem Niveau sowie Glaubwürdigkeit». Diese Glaubwürdigkeit war und ist es, die sie auch für den Posten als SRG-Generaldirektorin prädestiniert: Sie weiss aus beruflicher Erfahrung als News-Journalistin am besten, welche Bedeutung gute, fundierte Information hat. Sie musste als Kultur-Chefin erfahren, wie ein Medienunternehmen mit finanziellem Druck umgehen muss. Wie man diesen Spardruck gegenüber den Kolleginnen und Kollegen im eigenen Unternehmen vermittelt und umgekehrt gegenüber dem Publikum glaubhaft darlegt, wieso Entscheide ausfallen, wie sie ausfallen. Selbst wenn der Verzicht auf gewisses Liebgewonnenes schmerzte (Er schmerzt übrigens noch immer viele!).

Und das tat Susanne Wille bis zum Samstag, am Samstag selbst vor den Delegierten und das wird sie hoffentlich weiter tun. Neben ihrem Berufs- und Weiterbildungs-Background, der zur Führung eines so grossen Unternehmens erforderlich ist, ist es diese Glaubwürdigkeit, die für eine solche Leitungsfunktion wichtig ist. Susanne Willes Aussagen kommen, wie ein Medium nach ihrer Wahl befand, «ohne PR-Floskeln» aus. Hoffentlich bleibt das so. An der Medienkonferenz nach ihrer Wahl sagte die 50-Jährige: «Als Generaldirektorin will ich unseren Werten treu bleiben. Ich will die SRG aber auch hinterfragen, weiterentwickeln und in die Zukunft führen». Eine Aussage, die auch Marina Della Torre und ich unterstützen, wie sich in unserem Einstiegsbeitrag nachlesen lässt.

Diese ersten Zeilen von uns standen unter dem Titel «Dialog als Basis für ein gemeinsames Verständnis». Dabei muss ich wieder (wie schon hier) an den Journalisten und Medienethiker Hermann Boventer denken: «Journalismus muss Menschen zu Verstehenden machen.» Das gilt auch für den Job als Generaldirektorin der SRG SSR – dies aber vermehrt in beiden Richtungen: Auch die SRG muss verstehen, wie die Gesellschaft tickt. Oder wie Susanne Wille selbst am Samstag sagte: «Es braucht uns alle. Es geht um uns alle und unser künftiges Miteinander».

Text: Fabian Gressly, Co-Präsident SRG AG SO

Bild: SRG / Severin Nowacki