Von Stärken, Schwächen und anderem Nebel..
Kürzlich wurde ich gefragt, welches meine Stärken und welches meine Schwächen sind. Diese Frage ist für mich schwer zu beantworten. Sie widerspricht meiner Haltung, denn ich sehe die Welt nicht dual, binär oder «Hans oder Heiri». Ich sehe die Farben und Töne dazwischen und denke, ich müsse mit meiner Antwort dem allem gerecht werden. Also antworte ich etwas umständlich und zögerlich, dass das ganz auf die Situation und die Umgebung ankomme. Dass ich zwar gewisse meiner Eigenschaften benennen könne, diese sich jedoch in einer Situation als Stärken und in einer anderen als Herausforderung zeigen. Manchmal sind es einfach Nadia-Eigenschaften. Ein Beispiel: Eine meiner offensichtlichen Eigenschaften ist, dass ich es gerne genau nehme. Dies bedeutet in einem Fall, dass ich gewissenhaft meine Aufgaben erledige und sich Menschen auf mich und meine Arbeit verlassen können. In einem anderen Fall – Sie ahnen es bestimmt – wirke ich pedantisch, mühsam und kompliziert.
Meine Sichtweise kann mensch als eine Haltung der Diversität, der Intersektionalität, Ambiguität(stoleranz) oder einfach der Nadia bezeichnen. Sie durchdringt mein Leben und damit auch mein Engagement im Vorstand der SRG AG SO. Es ist mir ein Herzensanliegen, dass in einer Demokratie diskutiert werden kann, und damit verbunden, dass Menschen sich unabhängig und qualitativ gut informieren können. Der unabhängige Journalismus ist dafür unabdingbar und Bedingung. Die Basis von einem Dialog sind Fakten und ausgewogenen Daten. Vor- und Nachteile werden beleuchtet, Diese und Jene kommen zur Sprache, Argumente und Gegenargumente werden abgewogen und so können Meinungen entstehen. Die Arbeit der Journalist:innen ist unverzichtbar, damit Themen unserer Zeit differenziert und nicht polemisch betrachtet werden können. In der SRG, der SRG AG SO und dem Regionaljournal AG SO zeigen sich diese Werte. Aus diesem Grund setze ich mich im Vorstand der SRG AG SO ein.
Ich wirke seit bald einem Jahr im Gremium mit und bin vor einigen Wochen an der GV offiziell gewählt worden. Vielen Dank für das Vertrauen und die Stimmen. Ich habe mich sehr gefreut. Die Arbeit im Vorstand gefällt mir auch deshalb gut, weil ich bis heute das ganze Konstrukt der SRG mit der Trägerschaft, dem Konzern, den Mechanismen, der Geschichte, den Köpfen und Beziehungen noch in keinster Weise überblickt oder verstanden habe. Das Gebilde scheint gross, manchmal träg, mächtig und wuchtig zu sein. Ich bin überzeugt, dass diese Wucht einen Sinn und einen Gewinn mit sich bringt. Auch wenn es für mich momentan Nebel, Stirnrunzeln und imaginäre Fragezeichen bedeutet. Das Nebulöse führt beispielsweise für mich dazu, dass ich auf das Naheliegende und Einfache zurückgreife und das ist, dass ich seit Jahrzehnten überzeugt bin, dass die Berichterstattung der Journalist:innen der SRG gut, wichtig und schützenswert ist. Die Stärke der Wucht der SRG ist hoffentlich, dass sie nicht so schnell ins Wanken gerät. Dafür setze ich mich nach meinen Möglichkeiten ein.