Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser
Mit diesem Text verabschiede ich mich von Ihnen. Nach 12 Jahren an der Spitze der SRG Aargau Solothurn habe ich am Montag das Präsidium an Marina Della Torre, Aarau, und Fabian Gressly, Solothurn, weitergegeben.
Ich blicke zurück auf eine sehr interessante Zeit, die von zwei grossen Bewegungen geprägt war. Das eine ist der digitale Fortschritt, das andere die wirtschaftliche und politische Entwicklung im Umfeld der SRG. Beides hat unsere Arbeit als Verein stark beeinflusst.
Ich stehe technischen Entwicklungen offen gegenüber. Ich erkläre das an einem eher zufälligen Beispiel: 2012, gerade um meinen Antritt als Präsident herum, absolvierte ich eine Weiterbildung zum Thema Umgang und Verbreitung von Wissen. Dabei lernte ich den QR-Code vertieft kennen und habe mich danach in meinem Umfeld für dessen Anwendung eingesetzt. Das war harzig, denn in der Schweiz war die Zeit noch nicht reif dafür. Heute ist er allgegenwärtig, es geht gar nicht mehr ohne.
Trotz dieser grundsätzlich wohlwollenden Einstellung zu Neuerungen und Entwicklungen mache ich mir heute Sorgen um die SRG. Smartphone und Tablet haben Radio- und Fernsehgeräte weitgehend überflüssig gemacht. Die Internetgiganten Google, Apple, Meta und wie sie alle heissen, ziehen beträchtliche Werbegelder aus den Schweizer Medien zu sich heran; gleichzeitig bauen sie sich weltweite Monopole bei der Informationsverbreitung auf. Damit bedrohen sie alle klassischen, unabhängigen Medien.
Mitten in dieser rasanten Bewegung stellen gewisse politische Kreise die Existenzberechtigung der SRG teilweise oder gar vollständig in Frage. Die SRG solle nur machen, was andere, private Unternehmen nicht auch können. Sie denken dabei an die traditionellen Schweizer Medienhäuser und blenden die gefrässigen, weltweit tätigen, milliardenschweren Konkurrenten aus. Ich überlasse es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Konsequenzen dieser Haltung bis ans Ende zu denken.
Mir gelingt es nicht, mir die Schweiz ohne SRG vorzustellen. Natürlich ist das zum Teil Nostalgie: Ich bin mit Radio Zürich, Basel und Bern aufgewachsen. Als die halbe Deutschschweiz weisse Bändel an die Autoantenne hängte, um sich als Hörerinnen und Hörer des Piratensenders Radio 24 zu erkennen zu geben, den Roger Schawinski vom Pizzo Groppera in Italien ausstrahlte, gehörte ich nicht dazu. Im Gegenteil: Ich war 1980 dabei, als in Olten die SRG Aargau Solothurn, damals als Radio- und Fernsehgesellschaft AG SO, gegründet wurde. Und als 1987 die Morgensendung des Regionaljournals, das «7vor7», eingeführt wurde, bewarb ich mich erfolgreich auf die zusätzliche Redaktionsstelle und wechselte vom Verein ins Unternehmen. Den Weg zurück machte ich dann nach einer zehnjährigen Epoche als einfaches Vereinsmitglied, in der ich beruflich mit Verkehrsthemen beschäftigt war.
Damals wie heute zeichnet sich der Journalismus der SRG durch hohe Professionalität und Unabhängigkeit aus. Gerne wird der SRG-Linkslastigkeit vorgeworfen. Doch diese Kritikerinnen und Kritiker machen einen Denkfehler: Der Journalismus der SRG hat nicht Schlagseite, sondern Tiefe. Ich kann Ihnen versichern: Ich bin seinerzeit nicht bei der SRG angestellt worden, weil, sondern obwohl ich SP-Mitglied bin!
Journalismus mit Tiefe, Professionalität und Unabhängigkeit ist in einer demokratischen Gesellschaft unentbehrlich. Davon bin ich voll und ganz überzeugt. Dafür habe ich mich in den letzten 44 Jahren eingesetzt, und dafür werde ich mich auch weiterhin einsetzen, wenn ich keine Funktion mehr habe. Vor der Abstimmung über die Halbierungsinitiative werden Sie mich am Bahnhof Olten beim Verteilen von Flugblättern antreffen. Versprochen!
Ich danke allen, denen ich auf diesem langen Weg begegnet bin, und die sich mit uns zusammen für den unabhängigen Journalismus, für die freie Meinungsäusserung, für die Demokratie eingesetzt haben. Bleiben wir dran; es ist es wert.