Die Eingabefrist für Lokalradios- und Regionalfernsehkonzessionen ist abgelaufen
Mit dem Beginn des Monats Mai ist auch die Bewerbungsfrist um die Konzession für Lokalradios- und Regionalfernsehkonzessionen in der Schweiz abgelaufen. Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) hat zu Beginn von diesem Jahr 38 Konzessionen für die Periode 2025 bis 2034 ausgeschrieben. Das betrifft auch die lokalen nichtgewinnorientierten Radios, wie zum Beispiel das Aarauer Radio Kanal K.
Veränderte Ausgangslage und Berechnungsmethode
Ab 2025 stehen für den regionalen Service public unverändert 6 Prozent (dies entspricht ab 2025 gut 86 Millionen Franken) aus der Abgabe für Radio- und Fernsehen zur Verfügung. Mit der Ablehnung des Medienpakets am 13. Februar 2022 wurde die Chance verpasst, den Abgabenabteil von heute 6% auf 6-8% zu erhöhen. Damit sind dem Lokaljournalismus 28 Millionen Franken entgangen. Die Förderung von Lokaljournalismus ist entscheidend für die Demokratie in unserem Land und für die Vermeidung von noch mehr «Einheitsbrei» in der Schweizer Medienlandschaft. Fällt das Geld im Lokaljournalismus weg, wird zentralisiert.
Für die komplementären nichtgewinnorientierten Lokalradios stehen ab 2025 6.3 Millionen Franken zur Verfügung. Das Modell der Verteilung gliedert sich neu aus einem Sockelbeitrag (80%), der für alle Radios gleich ist. Die restlichen 20% sind abhängig von der Bevölkerungszahl, denn in einem grösseren Versorgungsgebiet sind laut BAKOM auch mehr gesellschaftliche und kulturelle Gruppierungen abzubilden. Weiterhin darf der Abgabenanteil maximal 80% der Betriebskosten ausmachen.
Komplementarität im Fokus
Kanal K hat sich erneut für das Gebiet «Aargau-Mitte» beworben. In «unserem» Gebiet stehen ab 2025 rund 10'000 Franken weniger zur Verfügung. Andere Radios würde es - bei einem erneuten Zuspruch – deutlich härter treffen. In Luzern stehen zum Beispiel rund 40'000 Franken weniger zur Verfügung, ein grosser Betrag für ein komplementäres Radio.
Bei der Eingabe mussten wir aufzeigen, wie wir künftig ein Programm, das sich thematisch, kulturell und musikalisch von den Programmen der kommerziellen Anbieter des gleichen Versorgungsgebiets unterscheidet, gestalten. Zudem machen wir die lokalen, partizipativen und integrativen Angebote unseres Programms sichtbar. Kanal K – das K steht übrigens für komplementär – hat dafür eine breite Palette an Angeboten.
Rund 150 aktive Sendungsmacher*innen gestalten das Programm mit 112 Sendungen in 17 Sprachen mit. Von Amharisch, Englisch über Farsi bis Ukrainisch, vom Politmagazin «Schwarzer Stern» bis hin zur Unterhaltungssendung «Happy Radio» von Menschen mit Beeinträchtigung oder «Sotterraneo» mit italienischem Underground, «Venus Vibes» mit Musik ausschliesslich von Frauen oder FINTA*view mit FINTA Personen aus der Schweizer Kulturszene – das K in unserem Namen wird gelebt & gepflegt. Mit diesen Angeboten decken wir bewusst und mit viel Leidenschaft Themen ab, die in Mainstreammedien keinen Platz finden. Seit 36 Jahren engagieren sich viele Menschen, oft Freiwillig, für die Medien- und Themenvielfalt.
Als Kommunity-, Ausbildungs-, und Musikradio hat auch die Ausbildung von jungen Journalist*innen einen hohen Stellenwert. Jedes Jahr werden 8-10 Interessierte in einem radiojournalistischen Praktikum die Grundlagen des Journalismus beigebracht. Die Ausbildung bei Kanal K war für manche SRF Moderator*innen ein erstes Sprungbrett: Tina Nägeli, Michel Birri und auch Maurice Velati hatten einst ihre Anfänge bei Kanal K.
Ausblick
Ab dem 22. Mai werden alle eingegangenen Gesuche publiziert und öffentliche Anhörungen eingeleitet. Die Konzessionen werden dann im 4. Quartal 2023 vergeben.
Der Zuspruch der Konzession ist für das weitere Bestehen von Kanal K essentiell. Weiter sind aber auch diverse andere politische Prozesse wichtig. So verfolgen wir den Prozess rund ums Postulat von Katja Christ (GLP) auf nationaler Ebene und im Kanton Aargau die Prozesse zur Medienförderung und hoffen natürlich, dass der Abgabenanteil irgendwann doch erhöht wird. Denn andere Geldquellen zu finden (z.B. durch Fundraising) gestaltet sich zunehmend schwierig.
Eine breite, vielseitige, gesamtschweizerische Lösung der Förderung ist anzustreben. Denn beim Wegfall der Förderung gibt es letztendlich eine grosse Verliererin: die Demokratie und somit die Bevölkerung in der Schweiz.
Sollte Kanal K den Zuspruch nicht bekommen, würde das «Zurück in die Anfänge» bedeuten: Ohne festangestelltes Team, zurück zum Rebell*innenradio, aber immer noch gegen den Mainstream. Bei der Gründung der IG zur Schaffung eines nichtkommerziellen Lokalradios im Jahr 1987 war der Slogan «Genug serbelnde Medien im Aargau. Schluss mit der Informationseinfalt.» auf dem Gründunsgflyer – dafür stehen wir auch heute noch ein.