Bloss nicht die Kirche vergessen
Was braucht es, damit ein Fernsehbeitrag zustande kommt? Eine Journalistin, die selber oder mit Kameramann dreht und danach mit einer Cutterin schneidet. Das macht aber nur zwei Drittel der Arbeit aus. Was im Vorfeld nötig ist, zeigt das Beispiel des «Tagesschau»-Beitrags «Ausstellung zu Martin Disteli: Einer der ersten Karikaturisten der Schweiz».
Das Thema klingt simpel: Die Kuratorin erzählt von Disteli und ein Karikaturist erklärt, wie es seiner Gilde heute ergeht. Zwei-Minuten-Beitrag für die «Tagesschau». Kann nicht so schwer sein. Aber der Teufel liegt im Detail. Und in Distelis Schaffenskunst. Der Mann hat gezeichnet wie ein Wilder. Welche Werke zeigen und erklären wir? Was passt zum Beitrag? Erstes Kopfzerbrechen.
«Das ist jetzt blöd»
Dann: Terminsuche mit der Kuratorin. «Wann geht es Ihnen?», frage ich. «Montag», meint sie. Schwein gehabt. Praktisch der einzige mögliche Termin. Aber da war noch was. Wir drehen noch in der Kirche, wo Distelis Vermächtnis zu sehen ist. Kurz anrufen und ankündigen wäre gut. «Ou Sie, das ist jetzt blöd.» Die Kirchgemeinde bereitet mir das zweite Kopfzerbrechen. «Sonst ist ja immer alles frei, aber diesen Montag ...» Dann halt Dienstagnachmittag. Ich muss zwar danach in Spreitenbach bis Mitternacht drehen, aber egal. Hauptsache, es klappt.
Reines Glück
Nun zum Karikaturisten. Patrick Chappatte aus Genf wäre super, meint die Redaktion der «Tagesschau». Seine Handynummer finde ich aber nirgends – und bis ich per Mail eine Antwort habe? Drittes Kopfzerbrechen. Vielleicht wissen die Westschweizer Kollegen Rat. «Quelle chance, der ist heute in der RTS-Tagesschau!», sagt die Kollegin – und ich atme auf.
So ähnlich läuft das ab. Je mehr Vorbereitung, desto einfacher der Dreh. Auf alles ist man aber nie vorbereitet. Beim Disteli-Dreh wird im gleichen Haus eine mehrköpfige Band lautstark üben. Das lösen wird dann vor Ort.
Natascha Schwyn und Bähram Alagheband
Fernsehkorrespondent/in AG SO