«SAV» statt «SRF»?
2019 war ein Wahljahr, 2020 ist im Aargau wieder ein Wahljahr. Viel zu tun für eine Newsredaktion. Daneben beschäftigt sich die Regionalredaktion aber vor allem mit der etwas ferneren Zukunft.
Es ist müssig, den «Medienwandel» noch einmal ausführlich darzustellen. Denn inzwischen ist wohl allen klar: Gerade jüngere Menschen hören kaum mehr Radio, sie schauen kaum Fernsehen. Sie nutzen vor allem ihr Smartphone und informieren sich zum Beispiel über soziale Medien.
Das heisst, dass ein beträchtlicher Teil des Angebots von SRF einen immer grösseren Teil unserer Gesellschaft nicht mehr erreicht. Was wiederum bedeutet, dass wir eher früher als später den «Service-public-Auftrag» nicht mehr wirklich erfüllen. Öffentliche Medien sollten schliesslich für alle Altersklassen etwas bieten.
Neue Digitalstrategie für die Regionen
Aus diesem Grund arbeitet auch die Regionalredaktion Aargau Solothurn seit Jahren digital. Neben der Radiosendung «Regionaljournal» produziert die Redaktion zu den wichtigsten Inhalten auch Artikel für die Smartphone-App von SRF News oder Kurzmeldungen für den Online-Nachrichtendienst Twitter.
Diese Vielzahl der Kanäle ist für eine kleine Redaktion eine echte Herausforderung. Drei Reporterinnen und Reporter recherchieren und produzieren in Aarau und Solothurn täglich, dazu kommen ein Moderationsdienst fürs Radio und ein Webdienst für die ganze Online-Produktion. Das ist sehr wenig Personal für sehr viel Inhalt, der täglich verarbeitet werden muss.
Und: Auch die digitalen Kanäle werden immer vielfältiger. Wer seine Inhalte erfolgreich an Mann und Frau bringen will, braucht immer mehr spezifisches Knowhow. Auch aus diesem Grund richten die Regionalredaktionen ihre digitalen Angebote im Jahr 2020 neu aus. Wir werden in Zukunft weniger digitale Inhalte produzieren. Dafür werden wir versuchen, uns viel klarer als bisher von der Konkurrenz abzuheben. Wir wollen einzigartige Inhalte bieten – denn nur solche können im riesigen Strom an digitalen News überhaupt noch auffallen.
Audio statt Radio, Video statt Fernsehen
In Zukunft braucht es noch stärkere Veränderungen, auch in der Organisation. Wir werden langfristig auch in den Regionalredaktionen Personal vom Radio ins Digitale verschieben müssen, um den Bedürfnissen des Publikums gerecht werden zu können.
Auch jüngere Menschen hören zwar Nachrichten und Hintergründe. Dazu nutzen sie aber nicht ein traditionelles Radiogerät, sondern konsumieren Podcasts und Streams auf ihrem Handy oder über Smartspeaker. Bereits heute sprechen wir intern deshalb häufig nicht mehr von «Radio», sondern von «Audio».
In einigen Jahren dürfte der Name SRF damit also fast antiquiert wirken. Statt «Schweizer Radio und Fernsehen» müsste man eigentlich «Schweizer Audio und Video» sagen. SAV statt SRF? So ist es meines Wissens nicht geplant, viel mehr soll SRF selbst zu einer digitalen Marke werden. Daran arbeiten auch wir in Aarau und Solothurn täglich.
Maurice Velati
Leiter Regionalredaktion