Mehr Denkarbeit – dafür schneller vor Ort

Das Coronavirus hat die Arbeit der TV-Korrespondenten/-innen stark verändert; im Denken, im Handeln, aber auch ganz persönlich. Und: Nur von Nachteilen zu sprechen wäre falsch.

Mikrofonschutz desinfizieren, Maske tragen und Interviewpartner an die Abstandsregel erinnern: Das sind die ersten Gedanken, wenn wir uns überlegen, wie Corona unseren TV-Alltag verändert hat. Im Jahr 2020 ist aber deutlich mehr passiert.

Vor Corona war ein erfolgreicher, tagesaktueller Dreh meist auch mit etwas Glück verbunden und der alles bestimmenden Frage: Ist der Interviewpartner «im Lande» und hat er Zeit? Jetzt klingt es fast wie Hohn, zu fragen, ob frau/man zu Hause ist. Oder anders gesagt: Die Interviewpartner sind jetzt häufig besser erreichbar und wenn in den Ferien, dann in der Schweiz. Zudem werden Interviews jetzt vermehrt mit Skype durchgeführt. Ein weiterer Pluspunkt: Durch die von SRF verordnete Homeoffice-Pflicht ist in jedem Kanton stets ein/e TV-Korrespondent/in vor Ort und kann etwas schneller ausrücken, beispielsweise zu Interviewterminen.

Doch genau das führt auch zu einem Nachteil: Gerade durch die Homeoffice-Pflicht sehen wir uns kaum und tauschen uns auch weniger aus. Denn für die TV-Korrespondenten einer jeweiligen Region gilt die SRF-Weisung, dass sie sich nicht physisch treffen und nicht zeitgleich im selben Büro arbeiten dürfen. Klar haben wir telefoniert, aber nicht so oft, wie wir uns früher gesehen haben. Wie wichtig dieser Austausch war, haben wir gemerkt und angefangen, mehr zu telefonieren.

Die grösste Änderung betrifft aber unser Denkschema vor einem Dreh: Dürfen wir drinnen Interviews machen? Wenn nein, lässt das Wetter einen Dreh draussen zu? Ist ein Dreh für das jeweilige Thema draussen überhaupt möglich? Auf welche (wichtigen) Bilder müssen wir womöglich verzichten? Und: Interview mit Maske? Die Maske ist also nach wie vor ein dominierendes Thema – auch beim Fernsehen. Aber bei Weitem nicht das einzige.

Natascha Schwyn und Bähram Alagheband
Fernsehkorrespondent/in AG SO