Abschiede und Neuanfänge

2024 konnte die Regionalredaktion Aargau Solothurn ein Jubiläum feiern. Geprägt war das Jahr allerdings auch von schmerzlichen Abschieden.

Der 2. Januar 1984 ist ein besonderes Datum in der Geschichte der Regionalredaktion Aargau Solothurn. Seit diesem Tag gibt es tägliche Regionaljournal-Sendungen. Von Anfang an dabei: Sabina Bucher. Nach über 40 Jahren ging sie 2024 in Pension.

Sabina Bucher wurde ursprünglich als «Ton-Operatrice» angestellt, Schwarz-Weiss-Fotos zeigen sie hinter dem Mischpult. Später wurde sie Redaktionsassistentin und kümmerte sich um Administratives, sie hat aber auch während Jahren einmal pro Woche die «Regi-Familie» bekocht. Mit ihr gehe «fascht es Mami», schrieb Redaktionsleiter Maurice Velati zum Abschied. «Niemand hat so lange in der Regionalredaktion Aargau Solothurn gearbeitet wie Sabina. Und es darf bezweifelt werden, dass je wieder jemand 40 Jahre schaffen wird.»

Mit der Pensionierung von Sabina Bucher ging 2024 eine Ära zu Ende. Die Stelle wurde nicht mehr besetzt. Die Dienstpläne für das Team in Aarau werden seither von der zentralen Disposition erstellt, einige administrative Aufgaben übernimmt der Assistenzpool der Abteilung CR Audio/Digital in Bern, andere werden unter den Redaktorinnen und Redaktoren aufgeteilt.

Wechsel in der Redaktionsleitung und beim Interieur
Und dann ging auch Maurice Velati. Der langjährige und beim Team sehr beliebte Redaktionsleiter machte sein Hobby zum Beruf und wechselte in die Veranstaltungstechnik-Branche. Velati hatte sich bei DRS beziehungsweise SRF 22 Jahre lang für den Service Public eingesetzt, war wesentlich an der Digitalisierung der Regionalredaktionen beteiligt und hat sich unter anderem als Co-Projektleiter für die Weiterentwicklung der SRF News App engagiert. Die Redaktionsleitung wurde von seinem bisherigen Stellvertreter Marco Jaggi übernommen, neue Stellvertreterin ist nun Barbara Mathys.

Leicht gefallen ist der Regionalredaktion ein anderer Abschied: jener vom fleckigen und abgewetzten Teppich und von den flackernden Neonröhren an der Decke. Der Austausch von alten Kabeln und Bodensteckdosen wurde für eine kleine Auffrischung der Redaktionsräume genutzt. Der Umbau brachte es mit sich, dass sich die Redaktion für zwei Wochen provisorisch im Sitzungszimmer einrichten musste.
Reduktion des Programms zeichnet sich ab
Zumindest eingeleitet wurde 2024 der Abschied vom bisherigen Wochenend-Programm. Im Rahmen eines Sparauftrags hatten die Regionalredaktionen die Reduktion der weniger gut gehörten Sendungen am Samstag und Sonntag zu prüfen. Die Umsetzung wird 2025 erfolgen. Wahrscheinlich werden wir uns – 41 Jahre nach der Einführung von täglichen Informationssendungen – vom Regionaljournal am Samstag und von der ausführlichen Sportberichterstattung am Sonntag verabschieden müssen. Damit verbunden sein wird wohl auch ein Abschied von den freien Mitarbeitenden, die sich seit Jahren mit viel Leidenschaft um den regionalen Sport kümmern.

Und noch ein Abschied: 2024 wurde das Ende der bisherigen Organisationsstruktur der Regionalredaktionen angekündigt – wiederum verbunden mit einem Sparauftrag im Umfang von mehreren Vollzeitstellen. Als Teil der Abteilung Audio/Digital beschäftigen die Regionalredaktionen bislang Radioredaktoren und Onlinejournalistinnen. 2025 werden die Fernseh-Korrespondentinnen und -Korrespondenten dazukommen, die zwar schon lange in den Regionen präsent und produktiv sind, bislang aber organisatorisch zur Abteilung Video gehören.

Das Ziel wird sein, als Regionalredaktion trimedial zu arbeiten, also Radio, Online und TV aus einer Hand anzubieten. Die Neuorganisation, die 2025 umgesetzt werden wird, könnte die Arbeit in Aarau und Solothurn vielfältiger und damit attraktiver machen. Der Abschied von liebgewonnenem Alten bedeutet insofern auch ein Aufbruch zu etwas aufregendem Neuen.

Marco Jaggi, Leiter Regionalredaktion

Die Geschichten, die wir nicht erzählen …

Der Blick in die Statistik zeigt: 111 TV-Beiträge haben die SRF Inlandkorrespondent:innen vergangenes Jahr (mit)produziert. Das ist viel, aber auch nicht. Denn an Stoff für Geschichten aus der Region Aargau-Solothurn gäbe es ein Vielfaches.

160 Stellenprozent teilen sich die TV-Inlandkorrespondent:innen Wilma Hahn und Mario Gutknecht. Mit diesen Ressourcen müssen sie haushälterisch umgehen. Welche Geschichten aus der Region Aargau-Solothurn sind Pflichtstoff? Welche sind Kür?

Sich für eine Story zu entscheiden, bedeutet oft auch, eine andere nicht zu bringen, da schlichtweg die Zeit fehlt, um alle spannenden Geschichten zu erzählen.

Die Stunden im Schnittraum
Die Umsetzung einer TV-Geschichte bindet meist viele Ressourcen. Das Fernsehhandwerk ist aufwändig, wenn die Qualität stimmen soll. Die Faustregel besagt: Eine Fernsehminute entspricht einer Stunde im Schnittraum. Für einen vierminütigen Beitrag in der Sendung «Schweiz aktuell» verbringen Journalist:in und Videoeditor:in folglich vier Stunden beim Schnitt.

Die Dreharbeiten mit dem Kameramenschen nehmen in der Regel ein bis zwei Arbeitstage in Anspruch. Noch vor den Dreharbeiten werden einige Stunden für Recherche und Vorgespräche aufgewendet. Hinter vielen TV-Beiträgen steckt also tagelange Arbeit – ausgenommen sind aktuelle Newsgeschichten, die in Zusammenarbeit mit dem Newsroom in Zürich entstehen.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Dass Geschichten aus Zeitgründen nicht erzählt werden können, ist manchmal frustrierend. Umso erfreulicher, dass so manche nicht einfach in der Versenkung verschwindet, sondern zu einem späteren Zeitpunkt wieder auftaucht und sich nochmals eine Gelegenheit bietet, sie zu erzählen. Und oftmals sind genau diese Geschichten dann noch spannender, haben sie sich schliesslich weiterentwickelt.

Wilma Hahn, TV-Korrespondentin