Schlossgespräch der SRG AG SO zu den Einschaltquoten in Radio und TV

Wer beschäftigt sich schon in seiner Freizeit mit Quotenmessung? Offensichtlich doch einige, wie das gestrige Podium zu diesem Thema im Stadtmuseum Aarau zeigte.
Im Stadtmuseum in Aarau fand gestern Abend das Schlossgespräch der SRG Aargau Solothurn (SRG AG SO) zum Thema „Einschaltquoten im Radio und TV – wer, wann, wieviel?“ statt. Mit dabei waren Mirko Marr, Forschungsleiter und Stv. Geschäftsleiter der Mediapulse AG; Stephan Gassner, Chefredaktor Tele M1; Hansruedi Schoch, Stv. Direktor und Programmchef SRF. Das Gespräch führte Peter Moor-Trevisan, Präsident der SRG AG SO.
Was heisst Quotenmessung?
Zum Einstieg in das vermeintlich eher trockene Thema hielt Marr ein kurzes Referat zur Quotenmessung. Dies war sehr hilfreich, definierte es doch gleich zu Beginn, was genau gemessen wird. Es ist dies nämlich einzig und allein der Medienkontakt, genauer, „welche Medien welche Publika erreichen“. Mit der Quotenmessung wird Programm- und Sendungsforschung betrieben, was Marr letztlich als sogenannte Währungsforschung bezeichnete. Das heisst, Kosten und ideale Zeitfenster der Werbung in den einzelnen Medien werden einzig über diese Messung definiert.
Weshalb Quotenmessung und wie funktioniert sie?
Die Quotenmessung ist Pflicht und als Auftrag im Radio- und Fernsehgesetz festgehalten. Mediapulse wird betrieben von der SRG, von privaten Rundfunkanbietern und von der Werbewirtschaft. Also jene, die verpflichtet sind und/oder ein (finanzielles) Interesse an den gemessenen Zahlen haben.
Die Quotenmessung wird beim Radio mit speziellen Armbanduhren gemacht, die dank Audioprogrammen erkennen, welcher Sender jeweils gehört wird. In der Deutschschweiz sind rund 1‘200 solcher Geräte im Einsatz, in der ganzen Schweiz sind es 2‘000. Beim Fernsehen erfolgt die Messung über Kästchen, die direkt mit dem Gerät verbunden sind, rund 1000 in der Deutschschweiz, 1870 total. „Allerdings könnte eine viel höhere Genauigkeit erzielt werden, wenn Swisscom und upc ihre Daten zur Auswertung zur Verfügung stellen würden“, so Marr. „Vielleicht werden sie dannzumal im neuen Mediengesetz dazu verpflichtet sein.
Was bedeuten die Quoten für die Programmgestaltung?
„Bei uns ist die tägliche Mail mit den Mediapulse-Daten des Vortages die wichtigste Mail am Tag“, meint Gassner. „Die einzelnen Sendungen können im Minutenverlauf auf das Publikumsinteresse hin analysiert werden. Und was über längere Zeit nicht erfolgreich ist, wird irgendwann auch abgesetzt.“ Auch Schoch bestätigt die Wichtigkeit der möglichen Rückschlüsse: „Oft sind die Zahlen Lehrplätze. Für uns ist aber auch sehr wichtig, dank den Zahlen zu wissen, wann welches Publikum vor dem Sender sitzt. Die Programmierung folgt viel mehr diesen Erkenntnissen, als den kurzfristig hohen oder tiefen Quoten.“ Zudem sei der Service-public-Aspekt bei SRF ein sehr wichtiger: „Nach Tagesschau und Meteo programmieren wir im Fernsehen öfter Unterhaltung, weil dann vermehrt Familien zusehen, die tendenziell eher Interesse an Unterhaltsamem haben. Und Unterhaltung gehört gemäss Bundesverfassung zu unserem Auftrag".
Unser Medienkonsum heute und in Zukunft
Der durchschnittliche Deutschschweizer ist ein Fernsehmuffel (der Fernsehkonsum ist weltweit umgekehrt proportional zum Wohlstand) und in seinen Sehgewohnheiten sehr stabil. So sitzen zwischen 19.00 und 22.00 Uhr seit Jahrzehnten die meisten Leute vor dem Fernseher. Und sieben von acht Personen sehen Fernsehen nach wie vor linear. Auch Radio wird meist linear gehört. „Wir werden sicher die nächsten zehn Jahre noch linear programmieren“, meint denn auch Schoch.
Doch findet immer mehr zeitversetzter Medienkonsum statt, vor allem bei den Jungen. „Der zeitversetzte Konsum wird gemessen, solange er auf dem Fernsehgerät stattfindet“, so Marr. „Was auf dem Internet konsumiert wird, fliesst nicht in die Messung mit ein. Aber auch früher war die Messung nie vollständig.“ Gassner findet zudem: „Wir hoffen allerdings, dass das neue Mediengesetz Beschränkungen für die zeitversetzte Nutzung vorsehen wird. In anderen Ländern gibt es solche Einschränkungen bereits.“ Denn auch für die Werbung ist die nichtlineare Nutzung der Medien ein Problem: die Werbung wird einfach weggespult.
In einem waren sich die beiden Fernsehmacher völlig einig: Quoten hin oder her – die Programmschaffenden müssen die Geschichten gut erzählen, also auch anspruchsvolle Themen spannend aufbereiten. Denn konsumiert wird nur, was auch gefällt!
Schlossgespräche
Die Schlossgespräche der SRG Aargau Solothurn finden ein bis zwei Mal jährlich statt und widmen sich medienpolitischen Themen.

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