Programmkommission begleitet trimediale Redaktion
Mit dem Internet haben sich die Grenzen zwischen Radio, Fernsehen und Zeitung aufgelöst. Redaktionen sind gefordert, «interdisziplinär» zu denken und Themen entsprechend aufzuarbeiten. Die Regionalredaktion Aargau Solothurn von SRF hat ein entsprechendes Pilotprojekt durchgeführt, das die Programmkommission der SRG Aargau Solothurn beobachtet und beurteilt hat.
Im Regionalstudio in Aarau arbeiten gut ein Dutzend Radiojournalisten und zwei Fernsehkorrespondenten für SRF. Sie produzieren Radiobeiträge fürs Regionaljournal Aargau Solothurn und dessen fünf tägliche Sendungen respektive für die Fernsehsendungen «Schweiz aktuell», «Tagesschau» und «10vor10». Mit steigender Bedeutung des Internets und insbesondere der mobilen Nutzung via Smartphone und Tablet sind neue inhaltliche Formen gefordert, um ein zeitgemässes Angebot zu schaffen. Auf nationaler Ebene wurde dies bei SRF mit sogenannten Instant-Webvideos erreicht: In kurzen, meist tonlosen Videos von ca. einer Minute erfährt der Betrachter das Wichtigste zu einem Thema; via Social Media bzw. auf der Website.
Nun wurde ein sechsmonatiges Projekt in der Regionalredaktion in Aarau lanciert, um zu prüfen, ob dies auch auf regionaler Ebene funktioniert. Die Fernsehkorrespondenten sollten ihr Rohmaterial auch für Webvideos zur Verfügung stellen. Dazu arbeiten sie enger mit der Radio-Redaktion zusammen, welche die regionalen Themen für das Online-Angebot aufbereitet und nun auch Videomaterial verarbeiten kann. Das Pilotprojekt wurde von der Programmkommission (PK) der SRG Aargau Solothurn begleitet und beurteilt. Im Zentrum der Beobachtung standen die Fragen, wie der trimediale Auftritt grundsätzlich wahrgenommen wird, welchen Mehrwert SRF mit ihm liefert und welche redaktionellen Elemente überhaupt konsumiert würden. Für die Beurteilung haben sich die PK-Mitglieder zehn trimedial entstandene Beiträge aus dem Zeitraum vom Mai bis September angeschaut, die an der letzten PK-Sitzung des Jahres 2017 mit den Redaktionsverantwortlichen diskutiert wurden.
Die Programmkommission schätzt die Vielfalt der verschiedenen inhaltlichen Elemente auf der Website. Das Publikum könne sich – je nach Zeitbudget, Interesse und Informationsbedürfnis jedes oder jeder einzelnen – aus Webvideo, geschriebenem Text, Radiobeitrag oder Fernsehbeitrag die Elemente aussuchen, über welche es sich informieren möchte. Mit all diesen zur Verfügung stehenden Elementen seien die Beitragsmacher aber gefordert, das Publikum gut durch das Angebot zu führen. Hierfür sei nötig, dass auf den ersten Blick erkennbar ist, welcher Inhalt hinter welchem Element steckt: Dient das Webvideo als «bewegte Bildstrecke» zur Vermittlung von Impressionen? Enthält es die wichtigsten Informationen in Kürze? Handelt es sich beim Video um einen ganzen Fernsehbeitrag? Gibt der Ton-Beitrag den gesamten Radiobeitrag wieder oder nur eine Interviewsequenz daraus?
Im Gespräch wurden die verschiedenen Macharten von Webvideos diskutiert – mit oder ohne Ton bzw. Musik sowie mit oder ohne Texteinblendungen. Hier fiel der PK eine gewisse Uneinheitlichkeit auf: Es sei für das Publikum zuweilen nicht erkennbar, wieso gewisse Webvideos anders gestaltet sind als andere. Es wurde im Gespräch auch festgestellt, dass das Erscheinungsbild des Online-Angebots davon abhängig ist, welche Redaktionen involviert sind und am Beitrag mitarbeiten: Die Elemente seien online unterschiedlich angeordnet, was dem Publikum die Orientierung ebenfalls erschwere. Einerseits unter Berücksichtigung der Benutzerfreundlichkeit, aber auch mit Blick auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen sei es, so die PK, nicht zielführend «immer alles zu machen». Die Verantwortlichen müssten sich jeweils überlegen, welche Elemente publizistisch sinnvoll sind.
Als Fazit kommt die PK zum Schluss, dass die neuen Formen der redaktionellen Bearbeitung Nutzerinnen und Nutzern in der Informationsbeschaffung über Ereignisse und Themen in der Region einen Mehrwert bringen. Der eingeschlagene Weg sei vielversprechend und soll weiterverfolgt werden. Die engere Zusammenarbeit von Fernsehen, Radio und Online in der Region macht im Hinblick auf die veränderte Mediennutzung Sinn.
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