Alles andere als kalter Kaffee
Revision des Radio- und Fernsehgesetzes 2015 (hier), No-Billag-Initiative 2018 (hier), Senkung der Mediengebühr um einen Fünftel per 2019 (hier), Halbierungs-Initiative in diesem Jahr, neuerliche Senkung der Mediengebühr durch den Bundesrat bis 2029 von den heutigen 335 auf 300 Franken pro Haushalt (hier): Der mediale Service public der SRG steht seit Jahren unter kritischer Beobachtung. Das ist auch gut so. Denn wer ein Medienangebot für alle macht, muss es sich auch gefallen lassen, dass alle es beurteilen.
Vor diesem Hintergrund hat die SRG Aargau Solothurn schon vor vielen Jahren damit begonnen, sich dem Dialog auf der Strasse zu stellen. Wir möchten – unabhängig davon, welche politische Debatte gerade läuft – von Hörerinnen und Hörern, von Zuschauerinnen und Zuschauern, von Leserinnen und Lesern (in online-Angebot der SRG) erfahren, wie sie die SRG sehen. Wie sie beurteilen, was die SRG mit SRF, RTS, RSI, RTR und Swissinfo ihnen tagtäglich bietet. Natürlich möchten wir dabei für die Wichtigkeit eines solchen Medienangebots für die Schweiz weibeln, aber wir wollen auch erfahren, was den Leuten gefällt und woran sie vielleicht nicht grad so grosse Freude haben.
Mit diesen beiden Fragen waren wir am 17. August am Samstagsmarkt in Aarau. Und das Interesse war gross – vielleicht auch, weil man sich bei uns einen zweiten (oder dritten, vierten…) Morgenkaffee besorgen konnte. Aber nicht nur. In vielen spannenden Gesprächen konnten wir den Zahn fühlen, wie SRF gerade so wahrgenommen wird und wozu sich die Menschen Gedanken machen.
Das Fazit vorneweg: Die positiven Rückmeldungen überwogen gegenüber den negativen sehr stark. Nach vier Stunden Präsenz konnten die Vertreter:innen der SRG AG SO ein durchaus differenziertes Bild des SRF-Angebots feststellen. Oft kam in den Gesprächen zum Ausdruck, dass eine Person vielleicht mit der einen oder anderen Sendung nicht so viel anfangen kann, sie aber auch weiss, dass eine andere Person diese Sendung(en) wichtig findet. Das gehört zu einem medialen Service-public-Angebot: Andere können im Gegenzug mit dem, was mich interessiert, weniger anfangen.
Gute Noten bekamen in Aarau die regionale Berichterstattung des Regionaljournals Aargau Solothurn, das Nachrichtenangebot generell sowie Dokumentarformate wie Dok, Reporter oder Mona mittendrin. Auch die Sportberichterstattung – im heurigen anspruchsvollen Jahr mit Euro, Olympia inkl. Paralympics, Rad-WM, Schwingen America’s Cup und vielem mehr – wurde als sehr gut beurteilt. Ebenso kamen die vermehrten Eigenproduktionen von «Wilder» bis «Tschugger» und das Podcast-Angebot gut an. Kritischer beurteilt wurde etwa, dass im linearen Programm (zu) viele Wiederholungen gesendet werden, dass Klassische Musik gegenüber der Volksmusik zu wenig Platz findet oder dass das Sendungsangebot für Kinder und Jugendliche kaum im linearen Programm vorkommt.
Der halbe Tag in Aarau hat die Möglichkeit für einen breiten, spannenden Dialog über Medien, über ein öffentlich finanziertes Angebot und die eigenen Lieblingssendungen gegeben. Einige der Rückmeldungen aus der Bevölkerung konnten im Rahmen einer Sitzung des Publikumsrats in der darauffolgenden Woche direkt bei den Verantwortlichen von SRF deponiert werden.
Autor: Fabian Gressly, Co-Präsident SRG AG SO