162 Schaufenster ins Schweizer Filmschaffen
Am vergangenen Mittwoch sind die 60. Solothurner Filmtage zu Ende gegangen. Auch in ihrer Jubiläumsausgabe war die Werkschau des Schweizer Films eine spannende Begegnung mit dem hiesigen Filmschaffen.
Seit 1966 versammeln die Solothurner Filmtage in Solothurn während einer Woche das Schweizer Filmschaffen. Regisseure, Schauspielerinnen und Schauspieler, Filmtechniker und -musikerinnen, Produzierende, Filmjournalist:innen und natürlich auch unzählige Cinéphile kommen in die Stadt und füllen Kinosäle und Vorführungsorte. Hätten die Vorgänger des heutigen Leitungsduos das Jubiläum zum 60-jährigen Bestehen vielleicht etwas programmatischer inszeniert und Fragen nach dem Schweizer Film gestellt, blieb man dieses Jahr – zumindest für die öffentliche Wahrnehmung – bei dem, was Solothurn am besten kann: Den Film selbst den Dialog führen lassen. Auf seine Herkunft besann man sich im Spezialprogramm zum Jubiläum zumindest im übertragenen Sinn: In «Imaginaires du Jura» wurden 30 Filme aus elf Jahrzehnten gezeigt, die alle am Jurabogen gedreht wurden. Für die eigentliche Werkschau «Panorama» wurden 162 ausgewählte Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt. Damit erreichten die Filmtage eine Selektionsquote von knapp einem Drittel, wurden doch insgesamt 427 Filme eingereicht.
Wenn es um das Schweizer Filmschaffen geht, kann und muss auch die SRG mitwirken. Seit vielen Jahren hat sie mit den führenden Branchenverbänden der Schweiz den Pacte de l’Audiovisuel abgeschlossen, in welchem sich die SRG verpflichtet, das Schweizer Filmschaffen finanziell zu unterstützen. Die aktuelle Vereinbarung sieht 34 Millionen Franken jährlich vor und verlangt von den Partner:innen ein Bekenntnis zu einer nachhaltigeren Produktionsweise mit diversen Massnahmen. Das Engagement der SRG zugunsten des Schweizer Films war auch dieses Jahr sichtbar. Ich selbst habe keinen Film gesehen, der nicht von der SRG mitproduziert wurde. Und tatsächlich waren resp. sind 74 Filme im Programm SRG-Koproduktionen, so etwa der Eröffnungsfilm: «Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» von Thomas Haemmerli. Ausserdem feierte die zweite Staffel der SRF-Serie «Die Beschatter» an der Aare ihre Premiere. Auch den Verantwortlichen der Filmtage ist das Engagement der SRG durchaus bewusst. Filmtage-Vizepräsidentin Anita Panzer hielt vor Beginn der 60. Solothurner Filmtage in einem Gastbeitrag in der Solothurner Zeitung fest: «Die SRG spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung und Verbreitung von Schweizer Filmen. Sie ist die grösste Produzentin unseres Landes.»
Am Beispiel der Solothurner Filmtage lässt sich aber auch gut ablesen, welche Bedeutung das Filmschaffen als Branche, als Beruf, hat. Hinter jeder Produktion stecken Menschen, die mit dem Filmemachen ihr Geld verdienen. Auch Personen aus unseren beiden Kantonen, wie etwa das Beispiel zweier im Rahmen der diesjährigen Filmtage vergebenen Preise zeigt: Die in Olten geborene Regisseurin Eleonora Camizzi gewann mit ihrem Erstling «Bilder im Kopf» den im Sinne der Förderung jungen Filmschaffens vergebene Jurypreis «Visioni». Und die Solothurner Schauspielerin Sophie Hutter erhielt für ihre Darstellung der Sarah Wyss in der SRF-Serie «Neumatt» einen Schauspielpreis von SWISSPERFORM. Ebenfalls von SWISSPERFORM ausgezeichnet wurden Cyril Metzger, Sarah Viktoria Frick und Isaline Prévost. Ersterer als Hotelier André Morél in «Winter Palace», zweitere für ihre Rolle im Zürcher «Tatort – von Affen und Menschen» und letztere als Schauspielerin in «En haute mer». Allesamt SRG-(Ko-)Produktionen. Diese Namen sind natürlich nur vier Beispiele an vorderster Front des Filmschaffens. Es gäbe noch unzählige Kameraleute, Regisseur:innen, Tontechniker:innen, Personen in Licht, Schnitt, Musik usw. usf.
65000 Eintritte wurden dieses Jahr verzeichnet – eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. «Der Erfolg dieser Ausgabe ist vor allem dem vielfältigen Angebot zu verdanken, das wir dank erfolgreicher Kooperationen realisieren konnten», sagte Monica Rosenberg, die operative Leiterin des Festivals zum Abschluss. Und wir freuen uns bereits wieder auf die 61. Solothurner Filmtage vom 21. bis 28. Januar 2026.