Aus der Bewunderung wurde journalistisches Interesse

Am Montag letzter Woche durfte «Regi»-Redaktor Joel Dätwyler den Medienpreis Aargau Solothurn im Bereich Audio entgegen nehmen (vgl. hier). Gewonnen hat der Journalist die Auszeichnung für seine Serie «40 Jahre Circus Monti – Eine Aargauer Circus Geschichte?», die im Regionaljournal ausgestrahlt wurde. Gelegenheit, dass Joel Dätwyler ein paar Fragen zu seiner Arbeit beantwortet.

Eine Serie bedingt viel Arbeit. Wie viel Zeit hast Du für die Vorarbeit, Konzeption, Gespräche, Recherche, Schnitt eingesetzt?

Für die Vorbereitung und die Besuche beim Circus Monti habe ich drei Tage eingesetzt. An diesen Tagen habe ich Töne und Eindrücke gesammelt. In der Woche, in der die Serie lief, habe ich jeweils pro Tag einen Teil vertont und geschnitten. Die Konzepte dazu habe ich in meinem Kopf an den Wochenenden im Zug oder beim Wandern, also in meiner Freizeit, gemacht. An den Schnitt-Tagen konnte ich daher sofort loslegen.

Und wie viele Leute in der Redaktion waren involviert?

Der Tages-Produzent, der jeweils das OK für meine Beiträge gegeben hat, und bei gewissen Finessen hat mir noch ein Techniker geholfen.

Zirkus ist Spektakel, Action, Poesie – eher etwas für Bilder, denn für Töne bzw. das Radio. Wie bringt man Dinge, denen man gern zusieht, soweit, dass man sie auch hört?

Ich glaube, dass die Musik sehr geholfen hat. Den Einstieg habe ich jeweils immer mit Musik gemacht. Mehrheitlich war diese Musik aus vergangenen Monti-Programmen. Was dann natürlich immer hilft ist die Beschreibung von dem, was ich vor Ort gesehen, gerochen und gespürt habe.

Kam dir da dein Background als früherer Fernseh-Journalist entgegen? Gelang die Übersetzung dank dem eher?

Man denkt schon mehr in Bildern. Als Videojournalist musst du dir immer überlegen, wie du die Geschichte auf der Bildebene umsetzen möchtest. Dies probiere ich im Kopf nun auch beim Radio zu machen.

Du bist schon seit klein auf von der Zirkusluft fasziniert, bist dem Zirkus Monti persönlich sehr nah. Wie hast Du sichergestellt, dass Du trotzdem journalistisch professionell, sachlich korrekt bleibst?

Es ist tatsächlich eine spezielle Beziehung. Als Kind war ich viel auf dem Zirkusplatz, wenn der Zirkus Monti in Windisch war. Diese Bewunderung hat sich aber, glaube ich, mit den Jahren in Interesse umgewandelt. Was steckt hinter einem solchen Unternehmen? Was macht der Monti anders als andere Zirkusse. In meiner Funktion als Journalist durfte ich hinter die Kulissen schauen und viele offene Fragen klären. Es hat mir aber sehr geholfen, dass ich ein grosses Vorwissen hatte. Wir konnten bei den Gesprächen und Interviews auf einem ganz anderen Niveau einsteigen.

Hast Du, als die Serie im Kasten war, gespürt, dass die preisverdächtig ist?

Vor allem den zweiten Teil finde ich bis heute sehr gelungen. In diesem Teil geht es um die Entstehung des Circus Monti. Ich habe mit den drei Söhnen von den Gründern Guido und Hildegard Muntwyler gesprochen. Ich habe ein Mikrofon in der Mitte des Tisches installiert. Die Dynamik der Gespräche wollte ich auch im Beitrag aufzeigen. Schon beim Interview merkte ich, dass dies eine emotionale Reise wird. Zusammen mit der Musik wurde der Beitrag dann noch emotionaler und tiefgründiger.

In deiner Dankesrede anlässlich der Preisübergabe hast Du eine Lanze für die Kultur-Berichterstattung gebrochen. Du hast deinen Berufskolleg:innen in Erinnerung gerufen, dass Kultur, gerade in heutigen Zeiten, wichtig sei. Kannst Du das kurz ausführen?

Kultur geht oft vergessen und es wird nicht über sie berichtet, weil sie weniger Klicks generiert. Bei Kultur-Redaktionen wird gespart oder sie werden eingestellt. Es gibt momentan genügend Beispiele dafür. Dies bedeutet, dass Kultur eine kleinere Plattform bekommt. Das finde ich gefährlich. Es ist wichtig, dass auch Menschen aus der Kultur sichtbar sind und nicht nur CEOs und Politiker:innen. Diese Menschen machen unsere Welt vielseitiger und bunter. Sie zeigen uns die Welt aus einer anderen Sicht. Sie regen zum Nachdenken an. Dazu kommt die Sichtbarkeit für Kulturbetriebe. Ohne diese Sichtbarkeit wird es finanziell immer schwieriger.

Die Serie «40 Jahre Circus Monti – Eine Aargauer Circus Geschichte?» zum Nachhören: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5

Text: Fragen: Fabian Gressly Co-Präsident SRG AG SO und Präsident Kommission Programmbeobachtung SRG AG SO

Bild: ZVg vom Verein Medienpreis