Frauenfussball zwischen Euphorie und Zukunftsfragen

Rund einen Monat ist es her, seit England Spanien geschlagen hat und sich damit den Titel der UEFA Women’s Euro sichern konnte. Mit dem Turnier endete auch ein spektakulärer Fussball-Sommer in der Schweiz. Die wohl grösste Überraschung für viele: das breite Interesse am Frauenfussball und die beeindruckende Leistung des Schweizer Nationalteams, das sich bis ins Viertelfinale spielte, ermöglicht durch eine starke Gruppenphase.
Anlässlich dieser Europameisterschaft organisierte die SRG Aargau Solothurn ein Public Viewing mit anschliessender Podiumsdiskussion zu einem der Gruppenspiele. Hier sozusagen ein kurzes Replay auf diesen besonderen Anlass.
Fussball & Diskussion in der Aeschbachhalle
Austragungsort war die Aeschbachhalle in Aarau. Die Abteilung Kultur übertrug dort alle Spiele des Schweizer Teams live auf Grossleinwand und sorgte mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm für Stimmung. Am 6. Juli, vor dem Spiel Schweiz–Island, fand die Podiumsdiskussion zum Thema Sichtbarkeit des Frauenfussballs und die Rolle der Medien statt.

Auf der Bühne standen spannende Gäste aus Sportjournalismus:
- Sabina Sturzenegger, Mitgründerin und Redaktorin des neuen Frauenfussball-Magazins Frau Müller, das Geschichten rund um Spielerinnen, Clubs und den Sport erzählt, als Gegenpol zur oft fehlenden medialen Aufmerksamkeit.
- Lionell Mattmüller, erfahrener Sportredaktor bei SRF, berichtet unter anderem für das Regionaljournal Basel und kennt das Schweizer Frauenteam bestens.
Haben die Medien eine Mitverantwortung für die Sichtbarkeit des Frauenfussballs in der Schweiz? Die Antwort der beiden: Jaein. Zwar könne eine fundierte und faire kritische Berichterstattung viel bewirken, doch entscheidend sei auch Anderes wie Infrastruktur, finanzielle Mittel und natürlich das Publikum. Sturzenegger betonte zudem: „Eigentlich sollte man nicht von Frauenfussball sprechen – es ist Fussball. Wie im Skisport kann man ja einfach präzisieren, ob es ein Spiel der Frauen oder Männer ist.“

Stimmen aus dem Spielfeld
Ihnen gegenüber standen zwei Personen die sich auf dem Platz bestens auskennen:
- Fabienne Humm, ehemalige Nationalspielerin und langjährige FC-Zürich-Frauen-Stürmerin, die im Alter von 37 Jahren ihre Karriere als aktive Fussballerin beendete.
- Enna Doulis, Torhüterin bei den Red Boots Aarau (Frauenmannschaft des FC Aarau in der AXA Women’s Super League) und seit der Saison 2023/24 Mitglied der Schweizer U19-Nationalmannschaft.
Enna wünscht sich mehr Sichtbarkeit und dass künftig mehr Zuschauer:innen am Spielfeldrand stehen und sich für Frauenspiele begeistern. Dafür brauche es auch mehr Berichterstattung vor den Partien, damit potenzielle Fans überhaupt von den Spielen erfahren. Fabienne stimmte zu: Zwar habe sich in den letzten Jahren viel getan, doch es brauche weiterhin mehr; mehr Medienpräsenz, mehr finanzielle Unterstützung und mehr Aufmerksamkeit seitens des Verbandes.
Fazit: Grosse EM, grosse Hoffnung
Einig waren sich alle: Die Europameisterschaft war eine grosse Freude. Nun gelte es, den Schwung mitzunehmen, damit der Frauenfussball nicht zu einer „Eintagesfliege“ werde, wie es Fabienne Humm formulierte. Die 45-minütige, von Karin Zimmermann (SRF Regionaljournal Aargau Solothurn) moderierte Diskussion stiess auf grosses Interesse, sowohl vor Ort, als auch in den Gesprächen danach. Zwischen dem Ende der Diskussion und dem Anpfiff des Public Viewings waren immer wieder Gesprächsfetzen zum Thema Medien und Frauenfussball zu hören, ein Zeichen, dass der Anlass zum Nachdenken angeregt hat.
Visuelle Eindrücke der Veranstaltung finden sich auf unseren Social-Media-Kanälen. Wir sind gespannt, wie sich der Frauenfussball in der Schweiz weiterentwickelt und freuen uns, dass wir mit diesem Anlass einen Beitrag zu einer lebendigen Diskussion leisten konnten.