Veranstaltungsrückblick: Zwischen Leistungsauftrag und Spardruck
Am Mittwoch, 24. September 2025, lauschten rund 70 Interessierte der angeregten Diskussion im Kultur- und Kongresshaus Aarau zum Thema «Die SRG zwischen Leistungsauftrag und Spardruck». Auf dem Podium diskutierten Susanne Wille (Generaldirektorin SRG SSR), Lilian Studer (Präsidentin EVP Schweiz) und Melanie Racine (Vizepräsidentin Jungfreisinnige Schweiz). Moderiert wurde der Anlass vom Co-Präsidenten der SRG AG SO, Fabian Gressly.
Einigkeit zwischen den Podiumsteilnehmerinnen herrschte vor allem darin, dass externe Faktoren zurzeit den Medienmarkt in der Schweiz und auf der ganzen Welt aufwühlen. Oder in anderen Worten: KI, Social Media und Fake News haben die Branche in den letzten Jahren herausgefordert und aufgemischt und werden das auch in Zukunft weiterhin tun.
Zwischen Kultur, Information und Unterhaltung
Uneinigkeit herrschte dann aber darüber, wie gross die SRG wirklich sein soll, welche thematischen Schwerpunkte von der SRG produziert werden sollen und vor allem, ob auch Unterhaltung ein Auftrag der SRG sein soll. Die Jungfreisinnigen haben ein Positionspapier zur Medienpolitik verfasst und fordern darin unter anderem, dass die Unterhaltung aus dem Auftrag der SRG (und damit in der Verfassung) gestrichen werden soll. Die Unterhaltung soll sich mehr nach den Bedürfnissen und Interessen der Zielgruppen richten und privatisiert werden, meinte Melanie Racine ergänzend dazu.
Dem widerspricht Susanne Wille vehement: Unterhaltung bringe Menschen zusammen und sei verbindend für die Schweiz. Zudem seien die Grenzen zwischen den Genres auch nicht immer klar, was Susanne Wille am Beispiel von Satire aufzeigt. Diese kann sowohl informativen als auch unterhaltenden Charakter haben.
Auch Lilian Studer bestätigte diese Position und ergänzte: «Sport fliesst schnell in die Kultur rein». Sie betonte aber vor allem auch, dass die Serafe-Gebühren ein Solidaritätsbeitrag für die Demokratie sind und dass es eben nicht um Partikularinteressen von einzelnen Zuhörer:innen geht, sondern um unsere Demokratie.
Der Solidarität stimmt auch die Jungfreisinnige Melanie Racine zu, für sie ist einfach die Frage «Zu welchem Preis?» im Fokus - eine komplette Privatisierung des Medienmarktes in der Schweiz - lehnt auch sie ab, es brauche ein «Grundgerüst mit Information und Kultur».
Warum die Schweiz nicht mit dem Ausland vergleichbar ist
Die Schweizer Medienabgabe wird oft mit den Abgaben im Ausland verglichen. Dabei geht vergessen, dass in der Schweiz 40% der Leistungskosten entstehen, weil die SRG ein Programm in vier Sprachen anbieten muss. Die Produktion von Inhalten in vier Sprachen ist auch wichtig, um Debatten zuzulassen, die in der Schweiz relevant sind. Klar gibt es z.B. französische Sender aus dem Ausland, aber dann gehen Debatten und Themen mit Bezug zur Region und zur Schweiz verloren, betont Susanne Wille. Genau diese Beständigkeit und Verlässlichkeit auf Inhalte aus dem eigenen Land seien relevant, um es wieder mit den einleitenden Thematiken von KI, Social Media und Fake News zu verknüpfen. Lilian Studer ergänzte das mit der Wichtigkeit von Informationen, die «Gehalt» haben.
Halbierungsinitiative regt Debatte an – Beständigkeit und Verlässlichkeit als Fundament bleiben
Im Podium wurde von Susanne Wille betont, dass die Diskussion um die anstehende Halbierungsinitiative nicht mit einer Diskussion um die Qualität gleichgesetzt werden soll, dafür gibt es andere Mechanismen. Melanie Racine bestätigte auch, dass sich im Moment viel ändere bei der SRG, aber dies nur dank der Lancierung der Halbierungsinitiative und sie fügt an: «Ich bin froh, wurde die Initiative lanciert, damit wir diese Diskussion führen können».
Lilian Studer konnte denn auch die Haltung der Jungfreisinnigen (z.B. in Bezug auf die Privatisierung der Unterhaltung) nachvollziehen. Susanne Wille schätzte auch sehr, dass die Jungfreisinnigen immer gleich eigene Vorschläge und Lösungsansätze präsentieren. Was Lilian Studer jedoch nicht versteht ist die Haltung der SVP, welche die SRG seit dem klaren Nein zu No-Billag schrittweise über den Abgabenanteil schwächen oder sogar abschaffen will.
Die Diskussionen werden uns wohl noch länger beschäftigen. Nicht nur hier in der Schweiz, sondern auf der ganzen Welt. Mit «Beständigkeit und Verlässlichkeit» kann uns die SRG in Zeiten von Krisen aber helfen – dafür braucht es einen starken medialen Service Public betonte Susanne Wille zum Schluss der Diskussion noch einmal.