Technik, Tempo, Themen: 40 Jahre Veränderung in der Regionalredaktion
Am 2. Januar 1984 ging die erste Radiosendung «Regionaljournal Aargau Solothurn» über den Äther. In den 40 Jahren seit dem Sendestart hat sich viel verändert, in der Medienlandschaft und in der Gesellschaft. Es gibt aber auch Konstanten.
Der Weg zu einem regionalen Informationsmagazin für die Kantone Aargau und Solothurn war relativ lang: Regionaljournale gibt es bereits seit 1978, doch die Bevölkerung in unserer Region ist bei Radio DRS quasi «gespalten»: Die Region Bucheggberg/Grenchen wird vom Regionaljournal Bern abgedeckt, die Täler im Norden der beiden Kantone werden vom Studio Basel aus bedient, die östlichen Kantonsteile des Aargaus sollen im Regionaljournal Zürich Platz finden.
Erst am 2. Januar 1984 begrüsst der damalige Redaktionsleiter Peter W. Frey die Hörerinnen und Hörer in den Kantonen Aargau und Solothurn zum ersten «eigenen» Regionaljournal. Es ist ein medienpolitisches Ereignis, das auch von der Fernsehsendung «DRS aktuell» thematisiert wird.
Das «Regi» als Ergänzung zu den privaten Medien
In einem Interview hat sich Peter W. Frey an die journalistischen Ziele des ersten Teams erinnert. Man habe unabhängig berichten wollen, keine politische Position bezogen – was damals noch eher unüblich war. Vor allem aber habe man aktuell sein wollen, aktueller als die damals noch sechs bis sieben grossen Zeitungstitel in der Region, sagt er. Die Jagd nach «Primeuren», wie es im Journalismus-Jargon heisst, ist natürlich bis heute eine Ambition geblieben. Auch wenn die Motive dafür wohl woanders liegen.
Wollte man in den Achtziger-Jahren die noch starke Konkurrenz «abhängen», so verstehen wir uns heute eher als «ergänzend» zum weitaus weniger vielfältigen Print-Angebot. Oder anders formuliert: Wir setzen auch heute noch auf «eigene Geschichten» und «eigene Ansätze», weil wir damit wenigstens eine minimale Medienvielfalt in der Region garantieren können. Bekanntlich sind wir zumindest bezüglich kantonaler Berichterstattung noch die einzige Redaktion, die nicht zum Medienkonzern CH Media gehört. Es macht also Sinn, wenn wir auf andere Themen setzen als die Konkurrenz oder zumindest einen anderen Fokus setzen.
Die Technologie als Treiberin auch im Regionaljournalismus
1984 gab es in unserer Region noch keine privaten Radiosender. 1990 und 1991 starteten dann «Argovia» und «Radio 32» und wurden zu einer neuen Konkurrenz im regionalen «Nachrichtenmarkt». Dafür verschwanden nach und nach verschiedene Zeitungstitel. Inzwischen haben wir eine digitale Revolution erlebt, einen tiefgreifenden Medienwandel. Jeder Mensch kann Informationen weltweit (ver)teilen, als Medienmarke muss man auf unzähligen Plattformen präsent sein, um auch die jüngeren Bevölkerungsschichten noch erreichen zu können. Das Publikum hat ein so grosses mediales Angebot wie noch nie, die Redaktionen der Medienhäuser hingegen sind geschrumpft.
Journalistinnen und Journalisten beklagen sich – oft zurecht aus meiner Sicht – über hohes Tempo und hohen Druck. Allerdings: Auch das erste Regionaljournal-Team hat häufig live berichtet – stand also unter hohem Druck. Die technische Entwicklung hat die Arbeit für unsere heutige Redaktion in vielen Bereichen massiv erleichtert. Im Gegenzug mussten die Kolleginnen und Kollegen von damals natürlich nicht auch noch Fotos schiessen für die SRF News App oder Instagram. Kurzum: Insgesamt wurde vieles besser, einiges schlechter – es hält sich wohl die Waage.
Dauerbrenner im Regionaljournal-Programm
Eigentlich sollten wir als Regionalredaktion ja nicht auf unsere eigene Entwicklung blicken, sondern auf die Entwicklung von Politik und Gesellschaft in der Region. Denn hier zeigt der Blick ins Radioarchiv, dass gewisse Themen die Menschen in unseren beiden Kantonen seit 40 Jahren bewegen, dass es echte «Dauerbrenner» gibt.
Bereits in der allerersten Sendung des Regionaljournals wurde zum Beispiel über Verkehrspolitik berichtet: Im Jahr 1984 wurde die Höchstgeschwindigkeit innerorts nämlich von 60 auf 50 km/h gesenkt. Eine umstrittene Entscheidung, die – so kann man es im Regionaljournal vom 2. Januar 1984 hören – bei Behörden und Gemeinden viel zu tun gab. Tempobeschränkungen sind noch heute ein Reizthema: Nur diskutieren wir aktuell nicht mehr über Tempo 50, sondern über Tempo 30.
Regionaljournalismus behandelt auch die grossen Themen
Auch andere Themen bewegen die Menschen – und damit auch uns Journalistinnen und Journalisten – immer wieder. In den Achtzigerjahren machte sich ein Förster in Baden Sorgen um die Gesundheit seines Waldes. Damals ging es um «sauren Regen». Auch heute berichten wir wieder über sterbende Bäume – allerdings wegen zunehmender Trockenheit durch den Klimawandel.
Das sind nur zwei von sehr vielen Beispielen, wie sich grosse gesellschaftliche und politische Veränderungen im Lokalen und Regionalen besonders konkret abbilden lassen. Auch aus diesem Grund ist guter Regionaljournalismus so wichtig: Weil er die grossen Themen der Welt im Kleinen abbilden und veranschaulichen kann. Das war 1984 so, das ist auch 2024 noch so.
Programmhinweis: Das Regionaljournal blickt auf 40 Jahre Politik und Gesellschaft in der Region zurück, in einer Serie während der Sportferien. Vom 29. Januar bis 9. Februar, 17:30 Uhr, Radio SRF 1.