Barbara Mathys stellt sich vor
Vor dem offenen Fenster zwitschern die Vögel, sonst ist es still in dem kleinen Raum hinter den dicken Klostermauern. Vor mir liegt eine uralte Handschrift, die ich zu entziffern versuche: Was hat der Schreiber hier vor hunderten von Jahren festgehalten? Und weshalb?
Weshalb? Das ist nicht nur für die Historikerin in mir eine der wichtigsten Fragen, sondern auch für die Journalistin. Sie bringt die Zusammenhänge ans Licht, die Motivation der Beteiligten.
Als Journalistin habe ich bei verschiedenen privaten und öffentlichen Medien in der Schweiz und in England gearbeitet, und bin nun ziemlich genau 17 Jahre beim Regionaljournal Aargau Solothurn. Ich habe das Glück, sehr vielseitig und in verschiedenen Teams arbeiten zu dürfen, mal eine Radiosendung moderieren oder produzieren, dann raus als Reporterin, mal die SRF App bespielen, dazu für den Podcast «Zeitblende» wieder als Historikerin arbeiten.
Ich liebe meine Arbeit als Journalistin. Weshalb? Wo sonst bin ich am einen Tag auf dem Bauernhof und führe ein Interview, mit der anhänglichen Stallkatze auf dem Arm, bin am nächsten Tag dabei beim Seilziehen im Grossen Rat, und erklimme am dritten Tag über eine wacklige Leiter ein Bahnhofsdach, und bin gleich darauf im Archiv und entziffere alte Handschriften?
Weshalb das alles? Weil qualitativ hochstehender Journalismus wichtiger ist denn je; und durch die prekäre Finanzierung bedroht. Sie sehen, liebe Leserin, lieber Leser, Journalismus ist mein Herzblut und ich bin gerne Teil davon. Wir entziffern, versuchen zu verstehen, schätzen ein und vermitteln. Und fragen «Weshalb?»